Der Heimatverein wäscht Wäsche und schleift Klingen am Dorfbrunnen
Die Rheinpfalz – Kreis Kaiserslautern Dienstag, 15. August 2017
Buntes Spektakel, wohin das Auge blickt
Von Monika Klein
Wenn die Freiwillige Feuerwehr aus Weilerbach mit historischem Leiter- und Handlöschwagen unter lautem Trara durch die Straße rennt, um einem angeblichen Brand Herr zu werden, dann ist das schon eine Schau. Dann sind alle Augen, und das sind jede Menge, auf die Truppe gerichtet. Die Wehr war am Sonntag bei der 675-Jahr-Feier der Gemeinde Schwedelbach aber nur eines der Zuschauerspektakel, es gab noch viel mehr zu sehen und zu erleben.
Schwedelbach hat sich herausgeputzt. Die bunten Bänder an den Birkenstämmen flattern leicht im Wind. „Tut, tut“ und gleich nochmal „Tut, tut“. Die Bimmelbahn, die quer durch den Ort fährt und Passagiere von den Parkplätzen zum Ort des Geschehens bringt, sucht sich ihren Weg durch die Menschen. Kurz nach der Mittagszeit geht es in der Hauptstraße noch gemütlich zu. Alle paar Schritte gibt es etwas zu sehen. 13 Höfe und Häuser rund um das Zentrum haben ihre Pforten geöffnet, um zu zeigen, was das Landleben ehemals und heute zu bieten hat und beweisen dabei ihre Gastlichkeit. Im einen Hof ist neben einem fein gedeckten Tisch eine Obstkelter in Aktion zu sehen, den Becher mit dem Saft gibt es gleich dazu. In einem anderen Hof werden Tauernziegen vorgestellt, der dazugehörige Grillkäse wird daneben ausgegeben. Wein, Kartoffelpfannkuchen mit Apfelbrei und dazu lauschige Sitzplätze bilden ein Ensemble, das gerne angenommen wird.
Die Oldtimer, die auf einer Wiese abgestellt sind, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso diverse Traktoren, Schlepper und Landmaschinen, die fast überall in Höfen oder am Straßenrand zu sehen sind. Jeder von ihnen ist mit einem Datenblatt versehen. „3500 Betriebsstunden. Das ist echt nicht viel“, sagt der Mann über einen Claas-Mähdrescher, Baujahr 1984. Bei dem vermutlich ersten Motorrad in Schwedelbach, einem Scheunenfund, der die Restauration noch vor sich hat, wird kräftig gefachsimpelt.
Am Dorfbrunnen hängen Opas Hemd und Omas Schürze auf der Leine. Hier stampfen und bürsten die Waschfrauen des Heimatvereins Pörrbach Wäschestücke nach althergebrachter Manier in ihren Zubern. Daneben dreht sich der Schleifstein, um das Blatt einer Axt zu schärfen. Schräg gegenüber zerteilt Erhard Helfenstein Holzscheite mit seiner mobilen Bandsäge.
Ein Aufsteller weist den Weg zum Flohmarkt. „Sollen wir hingehen?“, beraten sich fünf Frauen. Überall gibt es etwas zu gucken und das eine oder andere auch mitzunehmen. Blumen, Gestecke, Gartendeko, sogar ein alter Holzpflug, eine Heugabel und eine Kelter werden zum Verkauf angeboten. Die Straßen füllen sich mit gut gelaunten Gästen, die sich nur allzu gerne von den Angeboten anlocken lassen.
„Guck mal – oh“, staunen die Besucher, als die historische Gruppe des Ramsteiner Tanzsportvereins vor dem Bürgerhaus ankommt. Die Herren im Frack, die Damen in langen Kleidern, teils sogar mit Schößchen. Nach Knicks und Verbeugung tanzen sie Polka, Walzer, Tyrolienne und Rheinländer auf dem Asphalt. Ihre Vorstellung wird mit kräftigem Applaus quittiert.
Während die Hüpfburg beim Bürgerhaus wackelt, marschieren preußische Soldaten in Uniformen und mit geschulterten Gewehren auf. „Wir sind die Ordnungshüter“, berichtet Volker Halfmann vom Heimat- und Kulturverein mit einem Augenzwinkern. Er ist zuversichtlich, dass sie im Verlauf des Nachmittags noch einen „Schuldigen“ für die Schandgeige finden werden.
Im Bürgerhaus gibt’s eine Fotoausstellung. „Auf einem Foto ist unsere Tochter beim Theaterspiel zu sehen“, erzählen Irma und Günter Weis. Auf einem anderen ist der Bau der Kneippanlage dokumentiert. „Gott, wie die Zeit vergeht“, kann das Ehepaar kaum glauben, dass seitdem acht Jahre vergangen sind. Jetzt will es noch etwas in die Höfe schauen.
Im Festzelt geht es munter zu. Das Mittagessen ist längst ausverkauft. „Alles weg. Wir hätten noch viel mehr verkaufen können“, erzählen Lilli Liebrich und Erika Westrich beim Geschirrspülen. Zu fünft haben sie historische Gerichte zubereitet. Zudem sind jetzt weder Bratwurst noch ein original Schwedelbacher Sauburger zu haben. An der Ausgabe sagt das Schild aber: „Gleich gibt’s wieder was.“ Und schon kommt mit einer großen Box voll Nachschub der Erste Beigeordnete Henning Schaumlöffel (SPD) herbeigeeilt.
Überhaupt packen überall fleißige Hände an, ein Umstand, über den sich Ortsbürgermeister Dieter Hirsch (SPD) sehr freut. Am dritten Tag des Jubiläums atmet er auf. „Jetzt fällt die Anspannung langsam ab“, sagt er und freut sich, dass die Feier trotz einiger Regengüsse ein Erfolg war.