Weilerbach Aktuell – 22.08.13 – Brehm
Kerweumzug fast so lang wie das Dörfchen Pörrbach
Pörrbach hat zwar nur 80 Einwohner, aber ein reges kulturelles Leben, wie es oft wesentlich größere Gemeinden vermissen lassen. Urheber ist ein rühriger Heimatverein, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert und dem seit März mit Elke Zantopp erstmals eine Frau vorsteht. Auch die Kerwetradition wird von dem Heimatverein hochgehalten.
Der Aufwand des Festes steht im krassen Gegensatz zur Größe des Ortes. Die Straußjugend ist zwar nicht mehr den Teenagern zuzurechnen, mit 20 Mitgliedern aber steht sie denen wesentlich größerer Orte keinesfalls nach. Und auch der Kerwestrauß, das bunte Symbol unbeschwerter Feierlaune, in dessen Schatten ein ganzes Dorf sich dem Vergnügen hingibt, hat eine Dimension, die keinen Vergleich zu scheuen braucht. Vom Umzug gar nicht zu reden. Von der Spitze, dem Pony-Wagen der Familie Hommes, über die Reiterquadriga der Pferdepension Theisinger, dem Straußjugendnachwuchs, der seinen Hut als Nachfolger für 2026 mit Ministrauß und Handkarren in den Ring geworfen hat, den von Michael Gras gesteuerten Traktor mit dem Kerwestrauß, die Straußbuwe und -mäd bis zu den fidelen Mackenbacher Dorfmusikanten „hoch auf dem grünen Wagen“ war der Umzug, kaum dass er an einem Ortsende gestartet war, auch schon fast am anderen. Also kehrt, marsch, marsch. Und noch einmal die gleiche Prozedur unter heftiger Ausschüttung von Kamellen, die dem Rosenmontagszug in Mainz oder Köln zur Ehre gereicht hätte. Diesmal bis zum Pörrbacher Hof, der Herzstück und Angelpunkt des mehrtägigen Kerwetreibens war. Wieder einmal, weil es dort so idyllisch ist und es sich so trefflich feiern lässt.
Die Kerwerede selbst trägt die Handschrift eines Profis. Als „letschder Handwerker“ hat Thomas Heinz seine humorigen „Duftmarken“ bei so mancher Fernsehfasenacht und auf Kleinkunstbühnen gesetzt. Der reimende Routinier zog wieder mal das Dorfgeschehen durch den Kakau und war Verursacher von so manchem Schweißausbruch unter der Pörrbacher Bevölkerung. Günter Mannweiler hielt die Kerwegäste bei Stimmung und Laune.
Am vorgestrigen Dienstagabend fand das Kerwezeremoniell seinen krönenden Abschluss. Da hat der gesamte trauerumflorte Straußjugend-Hofstaat sich an „Gequellde mit Ingeleede“ (Hering) gütlich getan, anschließend die Kerwe zu Grabe getragen, der Heinzschen Beerdigungsrede andächtig gelauscht und die obligatorische Weinflasche verbuddelt. Und freut sich schon auf nächstes Jahr, wenn die Kerwe freitags ausgegraben, der alte Kerwestrauß verbrannt und die Eichung der neuen Straußbuwe gelungen sein wird.
Nach der Kerwerede gab es Preise für die erfolgreichsten Teilnehmer des Luftballonwettbewerbs anlässlich des Dorffestes. Der Siegerballon von Leonie Schmitt aus Schwedelbach flog 87 Kilometer weit, der von Moritz Brehm aus Mackenbach 67 und der von Kerstin Heinz und Louisa Heinz aus Pörrbach je 56 Kilometer weit.
Auf unseren Aufnahmen: „Bass uff, dass es net ins Glas räänt!“ Kerweredner (-perre) Thomas Heinz mit Mundschenk Mathias Klemens. – Die Kerwezukunft: Laura und Leon Becker und Helene Hommes. – Mackenbacher Dorfmusikanten. – Straußjugend und Publikum. – Sichtbare Hinterlassenschaft der beteiligten Rösser. – Die Luftballonsieger Leonie Schmitt, Moritz Brehm sowie Kerstin und Louisa Heinz.
Text: bm / Fotos: biss, bm